Grüne beschließen auf Parteitag Landtagswahlprogramm
Rund 200 Delegierte auf dem Grünen Parteitag in Wolfenbüttel haben heute das Grüne Landtagswahlprogramm mit dem Titel „So wird’s besser“ beschlossen. Zwei Tage diskutierten die Grünen über den Ausbau von Windrädern, Solardächer auf öffentlichen Gebäuden, die Unterstützung von Familien und über den nachhaltigen Umbau des Wirtschaftsstandorts Niedersachsens. Einig waren sich die Delegierten in ihrem Ziel zur Landtagswahl, die jetzige Landesregierung mit ihrer „Großen Koalition des Stillstands“ abzulösen und mit einem starken Grünen Ergebnis eine prägende Kraft in der nächsten Landesregierung zu werden.
In ihrer kämpferischen Rede stimmt Spitzenkandidatin Julia Willie Hamburg auf den Wahlkampf ein: „Nach fünf Jahren Stillstand und ambitionslosem Regieren auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner in der Großen Koalition ist die Zeit reif für starke Grüne in der nächsten Landesregierung. Ökologisch, sozial gerecht und weltoffen – wir wollen in Niedersachsen ein Jahrzehnt der Investitionen einläuten und das Land endlich wieder nach vorne bringen: bei der Energiewende, an unseren Kitas und Schulen mit mehr Personal und besserer Qualität, für eine zukunftsgerichtete Verkehrspolitik und beim klimaneutralen Umbau der Wirtschaft, den wir sozial gerecht vorantreiben wollen. Mit unserem heute auf dem Parteitag beschlossenen Programm zeigen wir genau dies: So wird’s besser! Ganz konkret schlagen wir eine Verbesserung des Nahverkehrs und ein Klimaticket vor, um niedersachsenweit kostengünstig Busse und Bahnen nutzen zu können. Wir wollen Kinder und Familien ins Zentrum unserer Politik stellen. In Kitas braucht es dringend die dritte Kraft und an Schulen mehr Lehrkräfte und multiprofessionelle Teams. Und wir wollen die Vielfalt in unserem Land leben und Teilhabe gewährleisten. Ein Teilhabegesetz für Geflüchtete kann den Zugang zum Arbeitsmarkt, zu Sprachkursen und zu sozialer Teilhabe endlich verbindlich regeln. Und wir wollen den Kampf gegen Diskriminierung und Rechtsextremismus deutlich ausbauen und die Zivilgesellschaft stärken. Niedersachsen ist vielfältig und weltoffen, und das wird eine Landesregierung mit starken Grünen weiter vorantreiben.“
„Wir sind überzeugt: Die nächste Landesregierung muss mehr leisten als die aktuelle. Die Herausforderungen sind riesig: Klimakrise, sichere Energieversorgung und Ressoucenschonung, soziale Gerechtigkeit und Wohnungsnot, nachhaltiges Wirtschaften, Umwelt- und Artenschutz und eine Landwirtschaft, die für Tier- und Umweltschutz eintritt und zugleich faires Einkommen für Landwirte bietet“, meint Spitzenkandidat Christian Meyer. „Für uns muss der Ausbau der erneuerbaren Energien und nachhaltiges Wirtschaften zusammen gedacht werden. Es braucht einen Turbo bei den erneuerbaren Energien. Mit dem derzeitigen Schneckentempo der Landesregierung bräuchten wir 125 Jahre bis alle geeigneten Landesgebäude mit Solaranlagen ausgestattet wären. Das wollen wir ändern. Der Windenergieausbau hat sich unter Rot-Schwarz um 80 Prozent verlangsamt. Auch das muss anders werden: Wir wollen 2,5 Prozent der Landesfläche– statt 1,1 Prozent wie unter der jetzigen Landesregierung – als Vorrangfläche für die Windenergie ausweisen und auf See die Offshore-Energie mindestens verdoppeln. Umweltminister Olaf Lies sollte nicht nur Pressemeldungen zum Klimaschutz mit wohlklingenden Ankündigungen verschicken, sondern den Worten müssen auch Taten folgen! So braucht Niedersachsen mehr Klimaschutz und mehr soziale Gerechtigkeit beim Wohnen. Wir wollen beim Wohnungsbau mit einer neuen Landesgesellschaft für Klima und Wohnen Gebäude energetisch sanieren und flächenschonend aufstocken und stärker in den sozialen Wohnungsbau investieren. Wir wollen dauerhaft mindestens 100.000 Sozialwohnungen neu schaffen. Damit auch Haushalte mit geringem Einkommen davon profitieren, soll es gezielte Förderprogramme geben. Jede gegen erneuerbare Energien ausgetauschte Öl- und Gasheizung, jede Energieeinsparung schafft einen dreifachen Effekt: Wir schützen das Klima, machen uns unabhängig von Putin und schonen den Geldbeutel der Mieter*innen. Denn die günstigste Energie ist immer die eingesparte fossile Energie. Packen wir es an.“
Die Landesvorsitzenden Anne Kura und Hanso Janßen fassen das Ziel für die Landtagswahl zusammen: „Wir wollen Niedersachsen stark machen für eine Zukunft, in der unsere Kinder und Enkel sicher leben können. Dafür brauchen wir eine andere Landesregierung – mit starken Grünen, die eintreten für saubere und nachhaltige Energieversorgung, für zukunftsfähige und klimaneutral-wertschöpfende Wirtschaft, für nachhaltige Verkehrs- und Landwirtschaftspolitik, für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und für bessere Chancen und mehr Bildungsgerechtigkeit in unserem Land. Unser Wahlziel ist deshalb: das beste Grüne Landtagswahlergebnis erreichen, damit wir als treibende Kraft in der nächsten Landesregierung Niedersachsen so voranbringen können, dass unser Land und die Menschen ihre Stärken entfalten können.“
Hintergrund:
Dem heute beschlossenen Wahlprogramm war ein intensiver parteiinterner Beteiligungsprozess sowie der Austausch auch mit externen Verbänden und Organisationen vorausgegangen. Über 700 Änderungsanträge waren eingereicht worden, ein Großteil konnte vorab geeinigt werden, zu den übrigen gab es eine Debatte und Abstimmungen.
Die Grüne Landesliste für die Landtagswahl wurde bereits auf dem digitalen Parteitag in Hameln Ende März gewählt. Sie ist am 21. April 2022 per Briefwahl bestätigt worden. Alle Kandidierenden finden Sie hier:https://www.gruene-niedersachsen.de/digitaler-parteitag-hameln-2022-listenaufstellung/
Foto: Sven Brauers