Pressemitteilung des „Tierärtztlichen Forums für verantwortbare Landwirtschaft“ vom 28.12.2014
Zum Artikel:
„Die Ringelschwanzprämie vergrößert das Tierleid“ (HAZ v. 23.12.2014) nimmt das Tierärztliche Forum für verantwortbare Landwirtschaft wie folgt Stellung:
Die Artikelüberschrift ist irreführend gewählt! Minister Meyers Ziel ist die Umsetzung des unter seinem Vorgänger Lindemann (CDU) entstandenen Tierschutzplans. Nicht der finanzielle Ausgleich (Ringelschwanzprämie) von Wettbewerbsnachteilen für diejenigen Landwirte, die artgerechte, gesetzeskonforme Schweinehaltung betreiben, vergrößert das Tierleid, sondern die seit zwei Jahrzehnten von landwirtschaftlichen Verbandsfunktionären aggressiv verteidigten permanenten Gesetzesverstöße in der Schweinehaltung.
Die EU verbietet Amputationen seit 1994 und erlaubt sie lediglich als Ausnahme.
Um Schweine jedoch an kostensenkende Haltungsbedingungen anzupassen, werden diese Eingriffe in Deutschland routinemäßig durchgeführt. Gesetzesverstoß ist zum Gewohnheitsrecht geworden. Die Argumentation von Seiten der Landwirtschaft, die Amputationen seien aus Tierschutzgründen nötig, damit es nicht zu Kannibalismus kommt, ist eine glatte Perversion, die die Tatsachen verdreht. Längst ist erkannt und breit erforscht, dass das Kannibalismusproblem ein Symptom verfehlter Tierzucht und Tierhaltung ist.
An Zuchtausrichtung und Haltungsbedingungen möchten Vertreter von Landwirtschaft und Handel im Verein mit lobbyinfizierten Politikern aber nichts verändern, denn Schweineproduktion in Massen für Export und Profitmaximierung auf dem Weltmarkt ist mit artgerechter Tierhaltung schlicht nicht möglich. Lediglich die gesellschaftliche Akzeptanz für diese ,moderne Landwirtschaft‘ soll durch gezielte PR verbessert werden.
Besonders schlimm und unverständlich wird es dann, wenn auch tierärztliche Wissenschaftler unter dem Deckmantel des Tierschutzes diese Machenschaften unterstützen. Bisher wurde von dieser Seite wenig getan, um tierschutzwidrigen Entwicklungen in der Nutztierhaltung entgegenzuwirken. Seit Jahren manifestieren Vertreter des tierärztlichen Berufsstandes mit dem Ruf nach weiterer Forschung und Beratung das System, obwohl sie genau wissen, dass es weniger weiteren Wissens-, als vielmehr konkreten Handlungsbedarf gibt, um tierschutzwidrige Zustände abzustellen.
Einige unserer Nachbarländer zeigen schon längst, wie es geht.