Die Friedensaktivistin Katja Tempel berichtet am Mittwoch, dem 25. April 2018 um 19.00 Uhr im Quäkerhaus Bad Pyrmont, Bombergallee 9 über zivilen Ungehorsam gegen Atomwaffen in Büchel und den Weg des Widerstands vom Atomwaffenlager in den Gerichtssaal. Sie kommt auf Einladung des grünen Ortsverbands und der Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker) nach Bad Pyrmont.
Wenigen war es bis vor kurzem bekannt: In Büchel in der Eifel sind immer noch 20 US-Atomwaffen stationiert, die im „Ernstfall“ von deutschen Tornadopiloten geflogen und gezündet werden. Es sind Relikte des Kalten Krieges, doch nun sollen sie modernisiert werden. Der Fliegerhorst Büchel, der Standort des Luftwaffengeschwaders 33, gilt als letztes Atomwaffenlager in Deutschland. Dort werden die Bundeswehrpiloten für den Einsatz dieser Massenvernichtungswaffe ausgebildet und trainieren regelmäßig den Abwurf.
Doch der Widerstand wächst und bekommt mehr Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Aus einer kleinen Präsenz von Menschen, die in den vergangenen Jahren protestiert haben, formiert sich bundesweit getragener Widerstand. Vom 26. März bis 9. August 2018 organisiert die Kampagne „Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt“ Aktionen, die auf die atomare Gefahr aufmerksam machen wollen.
Schon länger dabei ist Katja Tempel, eine 55-jährige Hebamme aus dem Wendland. Sie hat im September 2016 mit acht weiteren Menschen die Startbahn der Militärflugzeuge besetzt und steht nun vor Gericht. Über ihre Motivation sagt sie: „Da wir diesen Ort konkreter Kriegsübungen an diesem Morgen gestört haben, wurden wir wegen Hausfriedensbruchs angeklagt. Wir sehen uns nicht als Angeklagte, sondern klagen die Bundesrepublik wegen Verstoßes gegen das Völkerrecht an und tragen unseren Widerstand gegen Atomwaffenlager in den Gerichtssaal.“
Mit Bildern berichtet sie an diesem Abend über die Bedrohung durch diese Atombomben, über die Prozesskampagne „Wider§pruch“, die die Angeklagten unterstützt, und über die aktuelle Aktionskampagne gegen die Stationierung und Modernisierung dieser Waffen auf deutschem Boden.
Auch Deutschland ist dem 1970 in Kraft getretenen Atomwaffensperrvertrag beigetreten. Er verbietet die Annahme der „unmittelbaren oder mittelbaren Verfügungsgewalt“ über Atomwaffen; diese würde jedoch im Kriegsfall in Büchel von der Bundeswehr ausgeübt. Im März 2010 hat der Bundestag mit großer Mehrheit die Bundesregierung aufgefordert, sich mit Nachdruck für den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland einzusetzen; Fortschritte hat es seitdem nicht gegeben. Im Juli 2017 haben 122 Staaten der UNO einen Atomwaffenverbotsvertrag verabschiedet; Deutschland ist ihm nicht beigetreten.
Die internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen ICAN wurde 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Unter den fast 500 Partnerorganisationen von ICAN ist auch der Dachverband „Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt“ mit seinen ca. 50 Trägerorganisationen in Deutschland. Die 20-wöchige Aktionspräsenz „Abrüsten statt modernisieren“ gegen die 20 Bomben in Büchel endet am Nagasaki-Gedenktag, dem 9. August. Weitere Infos unter www.atomwaffenfrei.de.
Hier noch der Einladungsflyer zur Verteilung (PDF-Datei: Infoflyer_Buechel_web.pdf)
Foto: privat (büchel65)