Großartiger Vortrag mit erschütterndem Inhalt …

Gut 60 Besucher*innen waren der Einladung der Evangelischen Jugend Hameln-Pyrmont (http://jugenddienst.kirche-hameln-pyrmont.de), dem Bündnis „Bunt statt braun“ und der „Seebrücke Hameln“ (http://seebruecke-hameln.de) nachgekommen – und folgten gespannt und erschüttert dem rund eineinhalbstündigen Vortrag von Erik Marquardt.

Als Fotograf und Journalist hat Erik in den letzten Jahren und Monaten u.a. Afghanistan bereist und Hilfsorganisiationen bei ihrem Einsatz im Mittelmeer begleitet. In seinem Vortrag machte er deutlich, wie beschämend und menschenverachtetend die Europäische Union an ihren Außengrenzen agiert. Er erläuterte, wie eine wachsende Zahl an toten Kinder, Frauen, Männern quasi billigend in Kauf genommen wird, wenn Hilfsorganisationen abgedrängt, Gerettete von der Küstenwache nicht übernommen oder italienische Häfen für Rettungsschiffe gesperrt werden.

Die Zustände auf den Rettungsschiffen kann man kaum beschreiben, wenn ehemalige Fischkutter – überladen mit ihrer hilfesuchenden „Fracht“ und mit zur Neige gehenden Frischwasservorräten – auf dem Mittelmeer auf Unterstützung oder „einfach nur“ auf die Öffnung eines rettenden Hafens warten. Und währenddessen geht das Sterben auf offener See weiter: tagtäglich – bis Juli 2018 mit über 1.400 belegten Toten (Link zum „Zeit“-Artikel) – an unseren EU-Außengrenzen.

Und warum machen sich so viele auf eine solch riskante und entwürdigende Reise?
Weil sie in ihrem Herkunftsland, in Afghanistan, im Irak, in Syrien, Somalia oder Eritrea für sich oder ihre Familien keine Zukunft mehr sehen, sich an Leib und Leben bedroht fühlen oder schlicht den Peinigern in libyschen Lagern (in denen nach Angaben des Auswärtigen Amtes „KZ-ähnliche Zustände“ herrschen – Link zum „Welt“-Artikel vom Januar 2017) endlich entfliehen wollen. Dort komme es „systematisch zu Exekutionen, Folter und Vergewaltigungen“.

All das konnte man an diesem Abend – dokumentiert mit zahlreichen Fotografien – auf eindrückliche Weise nachvollziehen.
Und mehr denn je fragt man sich, wie die Politik, wie eine pseudo-christlich-sozial-sozialdemokratische Bundesregierung all dies nicht nur geschehen lassen kann, sondern mittels Gesetzgebung, Sprache und verordneter Tatenlosigkeit auch noch befördert. Der Gipfel des Zynismus scheint längst erreicht …

Aktuelle Infos und Nachrichten findet ihr u.a. auf Eriks Twitter-Account: https://twitter.com/ErikMarquardt?lang=de

Michael Maxein

Aus dem Einladungstext zur o.g. Veranstaltung:

„Wie sieht es momentan in Afghanistan aus? Was bewegt die Menschen dort zur Flucht und wie ist die Situation auf der Mittelmeer? Was ist von den Vorwürfen gegen die Seenotretter*innen zu halten? Auf diese und viele weitere Fragen wird Erik Marquardt mit seinen Fotos und dem Vortrag eingehen.

Erik Marquardt ist Fotograf und Politiker bei Bündnis 90/Die Grünen. Er ist oft auf die Fluchtroute über den Balkan gereist und hat dort als Fotograf die Situation eindrücklich festgehalten. Anfang 2017 war er in Afghanistan und hat dort die Sicherheitslage und die Situation der Geflüchteten dokumentiert. Im letzten Sommer war er zudem zur Seenotrettung mit der Sea-Eye auf dem Mittelmeer. Seine Fotos und Videos von der Fluchtroute wurden in verschiedenen nationalen und internationalen Medien veröffentlicht.

 

Mehr Infos zur „Seebrücke Hameln“ unter:
http://seebrueckehameln.blogsport.eu

 

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